Das Ethnologische Museum besitzt eine Sammlung von ca. 900 uigurischen Objekten aus dem 19. Jahrhundert, von denen im Humboldt Forum erstmalig eine kleine Auswahl im Rahmen des Moduls „Materielle Kultur, Identität und Staatlichkeit“ gezeigt wird. Für Uiguren spielt diese Sammlung und ihre Ausstellung eine besondere Rolle, wird die uigurische Kultur in China verfolgt und Uiguren verhaftet. Das kollaborative Projekt will eine Verbindung zwischen den Museumsobjekten und heutiger uigurischer Identität herstellen.

Die Kuratorin und ein uigurischer Wissenschaftler sind in zwei der größten uigurischen Diasporacommunities, in Kasachstan und in der Türkei, der Frage nachgegangen, was ‚uigurische‘ Produkte – von Hochzeitskleidern über Holzschnitzereien zu Handyhüllen mit dem Aufdruck uigurischer Muster - für ihre Produzent*innen, Verkäufer*innen und Käufer*innen bedeuten und welche Dinge sie gerne in einer Ausstellung über heutige uigurische Identität sehen würden.
Anhand dieser Fragen entwickelten sich Gespräche über die eigene Biographie, verlorenen Heimat und die Versuche, in einem fremden Land einen Platz zu finden, ohne die uigurische Identität aufzugeben. Dabei waren die alltäglichen Sorgen der Istanbuler und der kasachischen Uiguren sehr unterschiedlich: wo die erst seit kurzen in Istanbul Lebenden um das wirtschaftliche Überleben kämpften und um die in Xinjiang verbliebenen Familienangehörigen fürchteten, beklagten die Uiguren in Kasachstan den zunehmenden Assimilationsdruck des kasachischen Staates. Ebenso unterschiedlich sind ihre Bewältigungstrategien zwischen Anpassung, Nostalgie und Widerstand.
Gemeinsam mit einer uigurschen Künstlerin sollen aus den Ergebnissen der Interviews und der gekauften Objekte drei Konzepte entwickelt werden, die die Verbindung von (materieller) Kultur und uigurischer Identität im Ausstellungsteil zu Zentralasien präsentieren und die nacheinander gezeigt werden sollen.
Projekt-Info
Region: Zentralasien/Türkei
Community: Uiguren in Istanbul, Uiguren in Kasachstan
Projektleitung: Dr. Melanie Krebs
Forschung: Dr. Ablet Semet
Projektförderung: CoMuse
Projektlaufzeit: 01/2024 – 12/2025